
Wenn ich an Nepal denke, dann denke ich sofort an den Himalaya, an die höchsten Berge der Welt, an den Everest, an Annapurna, an Gebetsfahnen, die vor den schneebedeckten Bergen sanft im Winde wehen... Natürlich darf eine Wanderung in dieser magischen Welt auf keinen Fall fehlen!
Fun fact: ich treffe aktuell immer wieder Menschen in Pokhara - dem Getaway zur Annapurna Region und so vielen anderen Trek - die sich wundern, wieso denn so viele Reisende für mehrere Tage oder sogar Wochen wandern gehen wollen... Also nicht jeder kommt zum Wandern nach Nepal. ;-)
Wenn man nun online geht, wird man von der Fülle an möglichen Treks im Himalaya völlig überrumpelt. Ich habe mir neben meiner Lernzeit mehrere Wochen lang Videos und Reviews angeschaut und bin nun super glücklich über die Auswahl meiner zwei Treks für den ersten Besuch in dieser unglaublichen Berglandschaft.
Da Lisa und Marcus nur 2,5 Wochen in Nepal sind und neben Trekking natürlich auch Zeit für Städte und Kultur haben wollten, entschieden wir uns für den kürzeren "5 Tages - Mardi Himal Trek". Diese relativ junge Trekkingroute gibt es erst seit 2012, wird zunehmend populärer, ist jedoch noch längst nicht so überlaufen wie die bekannten Annapurna oder Everest Base Camp Treks. Anfangs konnte man ihn nur mit Zelt begehen, mittlerweile schläft man aber wie auf den meisten Treks in Tea Houses, den einfachen Berghütten im Himalaya und der Weg ist sehr gut ausgebaut. Ursprünglich planten wir den Trek auf eigene Faust zu meistern, jedoch hat sich die Gesetzgebung in Nepal seit April 2023 - also letzten Monat - grundlegend geändert und es ist nun Pflicht mit einem Guide im Himalaya wandern zu gehen. Die benötigten Permits, die früher im Alleingang erworben werden konnten, können ab sofort nur noch durch Trekking Agenturen besorgt werden.
Wir entschieden uns bereits nach Online Recherche vor der Reise für "Nepal Nirvana Trails", da wir nur ein sehr kurzes Zeitfenster für den Trek hatten. Es wäre jedoch auch überhaupt kein Problem sich in Kathmandu oder Pokhara umzuschauen und die gewünschten Treks vor Ort zu buchen.
Somit hatten wir einen Termin mit "K.P.", dem Eigentümer der kleinen Trekking Agentur in Kathmandu an unserem ersten Tag. Der erste Eindruck war super, sehr familiär, wir zahlten vor Ort, entschieden uns neben Guide noch kurzfristig für einen Porter zu dritt und kauften gleich noch die Bustickets nach Pokhara.
Pokhara ist eine wunderschöne Stadt ca. 200 km westlich von Kathmandu und liegt zu Füßen der Annapurna Region. Von hier starten zahlreiche Treks in den Himalaya. Wer es nicht weiß: die Everest Region liegt östlich von Kathmandu und ist fast nur per Flug zu erreichen - mit seeeeeehr kleinen Flugzeugen und dem gefährlichsten Flughafen der Welt in Lukla! - das nehme ich mir mal wann anders vor. ;-)
Nach Pokhara kann man auch fliegen, jedoch ist es deutlich teurer und wer die Nachrichten geschaut hat, weiß, dass im Januar erst ein Flugzeug hier abgestürzt ist. Also fiel unsere Wahl auf den Bus.
Man würde denken, dass der Prithvi Highway eine gut ausgebaute Straße ist - schließlich verbindet er die beiden größten Städte des Landes miteinander. Google Maps sagt für die gut 200 km bräuchte man 6h 45min. Das ist jedoch stark untertrieben! Denn nach mittlerweile zweimaliger Fahrt kann ich nun bestätigen: man braucht 12h!!! Wenn man Glück hat "nur" 10h! Es geht über weitestgehend unbefestigten Grund, über Huckelpisten und durch tiefe Schlaglöcher. Der ganze "Highway" erscheint wie eine nie endende Baustelle. Kein Wunder, dass sich so viele Menschen für das Flugzeug entscheiden.
Aufgrund von Wahlen in angrenzenden Landteilen und Straßensperrungen tagsüber startete unser Bus erst 11 Uhr (alle Tourbusse fahren sonst früh 7 Uhr los) und wir erreichten Pokhara 23 Uhr. Kaffee- und Mittagspausen sind integriert, jedoch muss man aufpassen, dass der Bus einen nicht in der Pampa stehen lässt, wenn man zu lange zum Essen braucht. ;-)
Wir hatten einen Tag in Pokhara zur Vorbereitung auf den Trek, das heißt: Eindecken mit Wanderstöcken, Regensachen und warmen Handschuhen - wenn noch nicht selbst mitgebracht. Bei den zahlreichen Wandershops ist es kein Problem hier seine Fake North Face Sachen zu ergattern. ;-) Und natürlich frische Seeluft schnuppern und in einem der zahlreichen Cafés entlang der Promenade entspannen. Zu Pokhara selbst gibt es ein anderes Mal noch einen Beitrag, denn dort halte ich mich seit einigen Tagen nun schon zum zweiten Mal auf.



Nach dieser langen Einführung geht nun der Trek los! :-)
Zeitig in der Früh wurden wir im Hotel von unserem Guide Bhairas und unserem Porter Ras abgeholt. Wir durften jeweils 5 kg, also insgesamt 15 kg für Ras zusammen packen. Wir gingen mit unseren Tagesrucksäcken bzw. Marcus mit einem größeren Rucksack. Den Rest des Gepäcks ließen wir im Hotel. Dann ging es mit dem Auto 45 min bis zu unserem Ausgangspunkt in Kande. Schon nach 10 min auf dem Weg aus der Stadt hinaus erhaschten wir endlich unseren ersten Blick auf die schneebedeckten Bergriesen, die sich bisher immer nur in den Wolken versteckt hatten. Und was für ein Anblick das war! Bei klarster Sicht erhoben sich die 7000er der Annapurna-Region hinter den bewaldeten Hügeln, still und wunderschön, fast wie ein Gemälde.



Der spitze Gipfel rechts ist der Machapuchare, 6997m hoch, "The Holy Mountain" oder auch "Fishtail Mountain" genannt. Er gilt als Sitz des "Buddhas des grenzenlosen Lichts", ist heilig und darf seit 1964 nicht mehr bestiegen werden. Er soll lediglich illegal in den 80ern einmal erklommen worden sein.
Diesem Berg werden wir uns die nächsten Tage immer entlang des Kammes davor zunehmend nähern. Der Mardi Himal Trek ist einer der wenigen Treks, bei dem man trotz der kurzen Zeit wahnsinnig nah an die Bergriesen herankommt. Unser höchstes Ziel ist ein Aussichtspunkt auf 4200 Meter am 4. Tag.
Kande liegt auf 1770m. Nach einem leckeren Masala Tee (nepalesischer Chai) ging es durch Dörfer und Wälder nun den Berg hinauf. Mittagstop wurde in Pothana gemacht und dort gab es unser erstes Dal Bhat, das Nationalgericht der Nepalesen: Reis, Linsensuppe, eine meist scharfe Gemüsebeilage (Takari), manchmal noch etwas Curry dazu. Viele Nepalesen essen 2x am Tag Dal Bhat, außerdem wird es traditionell ohne Besteck mit den Händen verspeist - so auch von unserem Guide und Porter. ;-) Das Gute: es macht satt und man bekommt immer so viel Nachschlag, wie man möchte.
Den ersten Abend verbrachten wir in einem Tea House mit herrlichem Panoramablick auf Annapurna South (7219m) und Hiunchuli (6441m), zwei Berge, die uns auf dem ganzen Weg noch begleiten werden (links unten). Am Morgen des zweiten Tages erhaschten wir sogar einen Blick auf den Dhaulagiri (8167m) in der Ferne, dem siebthöchsten Berg der Welt (rechts unten).








Weiter ging es am zweiten Tag bis auf 3300m nach Badal Danda, einem Aussichtspunkt bereits auf dem Bergkamm Richtung Machapuchare. Wir durchquerten herrliche Rhododendrenwälder, in tieferen Lagen bereits verblüht, in höheren Lagen aber noch in voller Blüte stehend. Ab mittags zogen Wolken in die Berge und der Blick auf die Bergriesen sollte uns für die nächsten 1,5 Tage verwehrt bleiben. Aber selbst der Regen und sogar der Hagel am Abend konnte unsere Stimmung nicht trüben.





Auf über 3000m Höhe werden die Abende nun echt kalt und die einzige Heizmöglichkeit ist in der Regel ein kleiner Ofen im Gemeinschaftsraum. Drum herum scharen sich alle Wanderer am Abend und häufig wird dann die Maadal, eine nepalesische Trommel, hervorgeholt und gesungen und getanzt.
Der dritte Tag versprach ebenfalls nur Nebel und Regen. Gut, dass wir sowieso schon fast am höchsten Übernachtungspunkt angekommen waren. Es ging ins High Camp auf 3550m. Auf dem Weg trafen wir immer wieder Mulis, welche die schweren Lasten bis in die Tea Houses schleppten.
Abends gab es dann ein heftiges Schneegewitter und wir fragten uns alle, ob wir bei dem Neuschnee den versprochenen Aussichtspunkt auf 4200m Höhe am nächsten Morgen überhaupt erreichen könnten. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. ;-)
Um 4 Uhr morgens standen wir im Stockdunklen auf und freuten uns wie kleine Kinder, als wir den klaren Sternenhimmel über uns sahen. Mit Stirnlampen ging es nun die letzten 650hm durch den Schnee nach oben - etwas langsamer als sonst aufgrund der Höhe - während es langsam dämmerte, Machapuchare sich vor uns erhob und die ersten Sonnenstrahlen die Berge kitzelten. Um 6 Uhr am Viewpoint angekommen, wurden wir mit einem einmaligen Panoramablick auf Annapurna South, Hiunchuli, Gangapurna (7455m), Annapurna III (7555m) und Machapuchare belohnt. Mit 4200m ist ein neuer Höhenrekord erreicht!







Unser Guide sagte immer wieder "We're so lucky." und das waren wir wirklich! :-) Auf dem Weg nach unten zogen dann die Wolken erneut in die Berge. Aber diese 2h traumhaftem Panoramablick werden wir nie vergessen.
Der letzten Morgen bescherte uns nochmal einen Rundumblick, den wir auf dem Hinweg nicht hatten, ein krönender Abschluss, bevor es zurück ins Tal ging.






Das letzte Abenteuer erwartete uns auf dem Rückweg von Siding, dem Dorf, zu dem wir abstiegen, nach Pokhara. Die Jeeptour ins Tal war total verrückt, immer entlang des Abgrundes, im Schritttempo. Es wäre echt sicherer und wahrscheinlich auch nicht viel langsamer gewesen zu laufen. ;-)


Unser erster Trek war also ein tolles Erlebnis und ein super Einstieg für den Himalaya.
Das nächste Mal werden es 14 Tage Wandern sein. :-)
Liebe Grüße, eure Jana
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Kommentare
Wie jetzt, Berge still und wunderschön? Machen die nepalesischen Berge etwa keinen weithin hörbaren Lärm?