

Nach 3 Tagen Großstadtflair zog es mich in die Berge - wo denn sonst auch hin?! :-P Mein erster Ziel war Nikko, nur ca. 1,5 Stunden Zugfahrt nach Norden von Tokio aus entfernt. Ein kleines Städtchen, welches besonders bekannt für einen der prächtigsten Tempel Japans ist sowie seinen Nationalpark mit den Bergen und dem Chuzenji See.
Aber zunächst die Frage: wie reist man in Japan überhaupt von A nach B? Natürlich mit dem Zug! Japan's öffentliches Verkehrssystem ist hervorragend ausgebaut. Und das ist ein Erlebnis für sich. Wer hat schon mal von den "Shinkansen" gehört? Das sind Japan's Hochgeschwindigkeitszüge. Auf die Minute pünktlich (tatsächlich! Es gibt schon Ärger, wenn der Zug nur eine Minute zu spät einfährt...), blitzeblank (wie eigentlich alles in Japan), superschnell (bis zu 320 km/h) und super komfortabel. Hier sitzt man immer in Fahrtrichtung, denn die Sitze sind drehbar und werden bei Richtungswechsel vom Personal alle in die richtige Position gedreht. :-) Und total futuristisch sehen sie auch noch aus! Natürlich kostet die Fahrt mit ihnen auch eine ganze Menge Geld... Dafür gibt es für Touristen jedoch etwas super praktisches: den Japan Rail Pass (kurz JR Pass), den man sich für 1-3 Wochen vorab zu Hause kauft (geht auch wirklich nur daheim, in Japan nicht mehr!) und mit dem man dann unbegrenzt alle Züge von Japan Rail so oft man möchte für den genannten Zeitraum nutzen kann. Das rentiert sich definitiv, wenn man wie ich sehr viel durch's Land reist. Also habe ich meinen JR Pass am Tag 4 für meine erste Zugfahrt aktiviert und darf nun 3 Wochen lang überall hin fahren. :-) Noch ein Fun Fact: egal wo an Bahnhöfen (auch Metro, Bus etc...) ist das Ein- und Aussteigen genaustens durchorganisiert: auf dem Boden ist markiert, wo genau welcher Wagen zum Stehen kommt, dort gibt es Linien, wo man sich schön in einer Reihe anstellt und in der Mitte wird Platz zum Aussteigen gelassen. Teils auch wunderbar bunt, damit es auch jeder versteht. :-) Und die Japaner sind Profis, wenn es ums Schlange stehen geht. Da tanzt wirklich niemand aus der Reihe!



Zurück zu Nikko: nach Ankunft begann es zu regnen und es blieb auch für den Rest des Tages so... Dauerregen... naja, ist ja auch Regenzeit. Trotzdem machte ich mich mit Regenjacke und Hostel-Regenschirm (die gibt's in jedem Hostel einfach zum Ausleihen) zu Fuß auf zum UNESCO Weltkulturerbe-Schrein "Toshogu".
Ach ja, es ist ein Schrein und kein Tempel wie in der Überschrift etwas irrtümlich ausgedrückt... Da komme ich mal noch kurz zu dem Unterschied. Es gibt 2 Hauptreligionen in Japan: den Buddhismus und den Shintoismus. Zum Buddhismus muss ich nicht viel sagen, denke ich. ;-) Er kam im 6. Jahrhundert von China aus nach Japan und wird in TEMPELN praktiziert.
Shinto dagegen ist die Urreligion Japans, welche die Kräfte der Natur verehrt. Er beschäftigt sich vor allem mit dem Hier und Jetzt, dabei werden "Kami" verehrt - übernatürliche Wesen, Geister oder Götter, welche allem innewohnen können - Tieren, Bäumen, Bergen, Seen, aber auch Gegenständen und Menschen. Kami werden in einem SCHREIN verehrt. Shintoismus und Buddhismus existieren seit Jahrhunderten nebeneinander und miteinander, daher bekennen sich ca. 90% der Japaner auch als Anhänger beider Religionen.
Der Toshogu-Schrein aus dem 17. Jahrhundert ist zum einem wegen seines prunkvollen Äußeren bekannt. Zum Anderen ist er geschichtlich sehr wertvoll, denn er wurde zu Ehren Tokugawa Ieyasu erbaut, dem Begründer der Togugawa Shogunate oder auch Edo-Zeit genannt (1603 - 1868), welche die längste Friedenszeit Japans mit 250 Jahren war. Ieyasu's Grab befindet sich auch hier. Der Schrein liegt mitten im Wald, was dem Ganzen etwas Mystisches noch oben drauf gibt, insbesondere im Regen - was bei mir der Fall war, denn im Juni ist in Japan Regenzeit. Es regnet also häufig seit meiner Ankunft, dabei bleibt es aber immer sommerlich warm. ;-)








Die berühmten 3 Affen haben ihren Ursprung in einem japanischen Sprichwort.

Die Dekorationen am Haupttor sind einfach grandios.

Elefanten - von jemandem entworfen, der noch nie zuvor Elefanzen selbst gesehen hatte. Dafür gar nicht mal so schlecht. ;-)



Neben dem Toshogu-Schrein befinden sich noch zahlreiche weitere Schreine und Tempel in unmittelbarer Nähe - den Rinnoji Tempel sowie seinen herrlichen japanischen Garten und den Futarasan-Schrein habe ich ebenfalls besucht.








Durch den Dauerregen hingen leider die Wolken in den Bergen und mein ursprünglicher Plan mit dem Bus zum See zu fahren und Wandern zu gehen habe ich dadurch verworfen. Stattdessen wurde nur ein kleiner Spaziergang durch ein jedoch traumhaftes kleines Flusstal am Stadtrand daraus, wo entlang des Weges zahlreiche Jizo-Statuen stehen. Ein wirklich magischer Ort.





Weiter ging es Richtung Süden nach Hakone - einer Stadt ebenfalls in den Bergen, welche bekannt für ihre Onsen ist - den japanischen heißen Quellen. Sie liegt in der Nähe vom Mount Fuji und von den Berggipfeln und dem nahegelegenen Ashi-See aus hat man bei klarem Wetter einen Blick auf den Vulkan. Kleiner Spoiler: ich habe nur für eine klitzekleine Minute einen kleinen Teil des höchsten und berühmtesten Berges Japans gesehen, denn trotz sogar sonnigen Wetters tagsüber versteckt er sich häufig in den Wolken. Das hat mir aber nichts ausgemacht, denn ich habe vor 4 Jahren einen einmaligen magischen Tag am Mount Fuji verbracht mit klaren Fuji-Blick von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Ich zeige euch sogar ein Foto vom Berg von vor 4 Jahren, einfach weil der Sonnenaufgang dort einer der schönsten Momente meines Lebens war. :-)
Aber zunächst zu Hakone - wenn man nun viel Geld hat oder bereit ist dieses auszugeben, kann man in Onsen-Städten in einem der luxuriösen Ryokan (traditionell japanische Hotels meist mit traumhaften Onsen-Anlagen) übernachten. Da ich aber auf meiner langen Reise etwas Geld sparen möchte, kam ich in einem kleinen Hostel/Hotel unter, welches auch Mehrbettzimmer hatte. ;-) Jedoch gab es auch hier ein eigenes kleines Onsen, welches man früh und abends nutzen konnte - juhuuu!
Ich möchte euch kurz in die japanische Badekultur einführen, denn diese ist etwas ganz Besonderes und hat Tradition. Sie ist eine angenehme Nebenerscheinung von Japan's Lage auf dem Pazifischen Feuerring und den damit verbundenen vulkanischen Aktivitäten. Ein Onsen ist eine natürliche heiße Quelle, welche verschiedenste Mineralien enthält und daher nicht nur zur Entspannung, sondern auch zur Heilung und Linderung verschiedenster Krankheiten und Beschwerden genutzt werden kann. Es gibt Onsen drinnen und draußen - die Außenbäder nennt man Rotemburo. Falls jemand mal das Wort "Sento" hört - das sind ebenfalls japanische Badehäuser, aber ohne heiße Thermalquelle betrieben, also einfach nur ein öffentliche Ort in Städten zum Waschen und Baden.
Wenn man ein Onsen besuchen möchte, sollte man sich vorher jedoch mit der Etikette vertraut machen, denn es gibt einiges zu beachten:
- Onsen sind meist öffentliche Bäder - Männer und Frauen baden in der Regel getrennt - es gibt wenige Mixed Onsen, aber es gibt auch private Onsen, die man für einen bestimmten Zeitraum reservieren kann, dort kann man dann als Pärchen oder Familie gemeinsam baden.
- Es wird nackt gebadet! Ausnahmslos!
- Man sollte den richtigen Eingang nehmen! Schwierig, wenn man das Kanji für Mann und Frau nicht kennt? Nein, denn über dem Eingang hängen farbliche Vorhänge, rot steht für Frauen, blau für Männer.
- Nachdem man in der Umkleidekabine alles abgelegt hat, möglichst auch Schmuck (und Haare hochstecken - Haare gehören nicht ins Wasser!), betritt man also nackt den Badebereich. Das große Handtuch wird draußen gelassen, man nimmt lediglich ein kleines Handtuch mit hinein für Hände oder Gesicht. Doch bevor man sich ins Wasser begibt, muss man sich waschen. Denn Baden geht man nur sauber in Japan. ;-) Dazu gibt es meist Duschen mit kleinen Höckerchen davor, auf die man sich setzt. Häufig ist Seife/Shampoo vorhanden, falls nicht, sollte man sich etwas mitnehmen. Und gründlich waschen!
- Danach taucht man in das herrlich warme bis teils echt heiße Wasser ein. Es wird nicht gesprungen, gespritzt oder untergetauscht. Auch verhält man sich leise und kultiviert. ;-) Und genießt einfach! Wellness pur! Wenn es mehrere Becken gibt, kann man regelmäßig diese wechseln. Viel länger als 10 Minuten am Stück hält man es meist im warmen Wasser eh nicht aus und muss zwischendurch kurz raus. Was macht man mit seinem kleinen Handtuch? Am Beckenrand ablegen oder auf dem Kopf mit sich rumtragen. :-P
- Keine Fotos in öffentlichen Bädern. Versteht sich glaube ich von selbst.
Da ich jedoch an beiden Abenden alleine im Onsen war, habe ich heimlich ein paar Fotos gemacht. :-)



Da ich mir fest vorgenommen habe möglichst viele Onsen diesmal mitzunehmen, werdet ihr noch einige besondere Badeorte in den nächsten Posts sehen. Freut euch also!
Was gibt es noch in Hakone zu entdecken neben Onsen und dem meist verborgenen Fuji-Blick? Natürlich Berge. Davon sind einige natürlich Vulkane. Und einer davon qualmt vor sich hin, das kann man sich anschauen. Dort gibt es auch frische schwarze Eier zu kaufen, die im Schwefelwasser gekocht wurden. Wenn man davon eines isst, soll sich das eigene Leben um 7 Jahre verlängern - die Eier gab's nur im Viererpack, ich schaffe die 100 jetzt also ganz bestimmt! :-P
Um den Ashi-See kann man herumlaufen oder mit einem touristischen Piratenboot drauf herum schippern. :-) Und am See gibt's den Instagram Hotspot überhaupt - ein großes rotes Torii vom Hakone-Schrein mitten im Wasser. Da stellt man sich natürlich ganz brav in einer Schlange an, um sein Insta-Foto zu bekommen. Zum Glück hatte ich eh etwas Zeit totzuschlagen, als ich auf mein "Goshuin" wartete (erkläre ich gleich) und habe das berühmte Bild ebenfalls ergattert. ;-)



Mein Lebenselixir! ;-)


Sehr beruhigend! :-P

Na, wer sieht Fuji?! :-)

Mein Instafoto nach einer halben Stunde anstehen. :-P

Schön hinten anstellen!



"Goshuin" - das sind Stempel mit Kalligrafie eines Tempels oder Schreins, welche man in einem Büchlein, dem "Goshuincho" sammeln kann. Ein wunderbares Andenken an die Japanreise, wenn ihr mich fragt. Habe ich bereits bei meinem ersten Japanbesuch gesammelt. Meist wird dieses in großen oder bekannten Tempeln und Schreinen von einem Mönch oder eine Nonne direkt vor Ort hineingeschrieben, weshalb bei viel Andrang das durchaus mal länger dauern kann. Manchmal gibt es auch nur ein vorbeschriebendes Goshuin auf einem Blatt Papier, welche man dann in sein Büchlein einklebt. Und so sieht das dann aus:


Ich denke für heute waren das viele neue Informationen. Ihr seht, bei mir lernt ihr richtig was über Japan. ;-) Und nun ist es auch schon spät und ich muss ins Bett.
Wartet, da hätte ich doch glatt mein Versprechen vergessen, euch Mount Fuji in seiner vollen Pracht zu zeigen... hier das versprochene Foto bei Sonnenaufgang (vielleicht erkennt ihr es wieder?! :-P)

Liebe Grüße und bis ganz bald, ich hole jetzt auf! :-P
Eure Jana
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