Affen und Bären in den Alpen

Veröffentlicht am 1. Juli 2023 um 16:49

Bei meinem letzten Besuch Japans in der Kirschblütenzeit lag in den Japanischen Alpen noch Schnee. Da nun jedoch Sommer ist, wollte ich definitiv einen Abstecher in die Berge machen. Wobei ich keine Gipfel bestieg oder Fernwanderwege wanderte. Ich hatte zwei Orte im Blick, über die ich schon viel gehört hatte und welche auf meiner Japan-To-Do-Liste standen: der Nakasendo-Trail und Kamikochi. Als Ausgangspunkt hatte ich dabei Matsumoto gewählt, eine Stadt im Landesinneren in der Präfektur Nagano, die zwar in einem weiten Tal liegt, aber von Bergen umgeben ist.

Die Japanischen Alpen sind ein Hochgebirge in der Mitte der Hauptinsel Honshu und haben Gipfel bis über 3000 Meter, dabei ist der Mount Kita-dake mit 3193 Metern nach dem Mount Fuji der zweithöchste Berg Japans. Sowohl Skifahren im Winter als auch Hüttenwandern im Sommer sind hier sehr beliebt.

Doch zunächst erkundete ich die Stadt Matsumoto, welche insbesondere bekannt ist für ihre prachtvolle mittelalterliche Burg. Sie wurde 1504 erbaut und ist eine der 12 noch erhaltenen Original-Burgen Japans. Die meisten von ihnen wurden über die Jahrhunderte hinweg zerstört und wieder aufgebaut, Matsumoto Castle hat jedoch die Zeit überdauert. Sie wird wegen ihrer schwarzen Farbe auch "Krähenburg" genannt. Mein Hostel lag nur wenige Gehminuten vom Burgpark entfernt, den man jederzeit bei Tag und Nacht betreten kann und der mit seiner Ruhe zum Verweilen einlädt. Deshalb kam ich jeden Tag hierher, denn die Burg von außen ist wirklich überwältigend und spiegelt sich im Wasser des Burggrabens. Dort tummeln sich auch zahlreiche Koi in den verschiedensten Farben, der Nationalfisch von Japan, der für Kraft, Wohlstand und ein langes Leben steht. 

Natürlich kann man die Burg auch von Innen besichtigen und dabei die alten Holztreppen bis ins oberste Geschoss hinaufsteigen, von wo man eine wunderbare Aussicht hat. 

Mein erster Tagesausflug ging nach Magome, einem kleinen Ort im Kiso Valley und eine ehemalige Poststation auf dem Nakasendo-Trail. Diese ehemalige Handelsroute durch die Berge verband Tokyo mit Kyoto im Mittelalter und ist heute ein beliebter Wanderweg. Er führt durch kleine Bergdörfer und durch verwunschene Wälder. Dabei ist der etwa 2h Weg zwischen Magome und Tsumago der Beliebteste, beide Orte wurden wunderbar erhalten und restauriert. Zunächst Magome:

Eine Wanderung durch die moosbewachsenen urigen Wälder in Japan erschien mir immer erholsam und meditativ. Jedoch gab es da nur ein Problem: Bären - genau gesagt asiatische Schwarzbären, welche auf der gesamten Insel Honshu anzutreffen sind. Das wäre bis vor wenigen Monaten kein Problem für mich gewesen. Ich hatte davon gehört, hatte in Berichten und Videos von Bärenglocken auf dem Weg gelesen, die man Läuten sollte, um mögliche Bären zu verschrecken. Jedoch war das vor dem Bärenangriff in Nepal... Ich hatte mir extra ein Glöckchen besorgt - darauf schwören die Japaner, sie laufen alle mit Geläute durch die Berge und Wälder - und sogar ein Bärenspray und war damit Bestens vorbereitet und guter Dinge. Aber als ich aus dem Ort auf den Wanderweg trat und das erste Warnschild und die erste Glocke sah, wollten meine Beine sich einfach nicht bewegen... Ich war drauf und dran umzukehren und den Bus zu nehmen... Aber dann kam ein deutsches Pärchen um die Ecke und ich heftete mich an deren Fersen, wir kamen wenig später ins Gespräch und liefen den Nakasendo-Trail gemeinsam. Wir machten in einem kleinen historischen Teehaus Halt, wo ein alter Herr kostenlos grünen Tee ausschenkte. Nach 2h erreichten wir Tsumago - ohne Bärenbegegnung. Die zweite Poststation auf dem Trail und von dort aus ging es mit dem Zug zurück nach Matsumoto.

Bitte kräftig läuten!

Das war nur der Beginn meiner persönlichen Herausforderung mich meiner Angst zu stellen. Denn ich hatte noch einige Wanderungen in den Bergen geplant. Der zweite Tagesausflug ging am Folgetag nach Kamikochi, einem Hochtal auf 1500 Metern Höhe umgeben von einigen der höchsten Berge der japanischen Alpen, darunter der Mount Oku-Hotaka mit 3190 Metern der dritthöchste Berg Japans und der Mount Yakedake, ein noch aktiver Vulkan. Das Tal lockt dabei mit seinem glasklaren türkisfarbenen Azusa-Fluss und den umgebenen farbenfrohen Teichen, welche sich nach Vulkanausbrüchen in der Vergangenheit geformt haben.

Auch hier gibt es Bären, man wurde sogar mit einem Schild davor gewarnt, dass erst vor wenigen Tagen am Fluss ein Schwarzbär gesichtet wurde. Jedoch waren aufgrund des Wochenendes und strahlenblauen Himmels so viele Menschen unterwegs, dass die Bären definitiv Reißaus nahmen. Dafür sah ich am Morgen zahlreiche Affen, die sich am untersten der Teiche auf dem Holzsteg und drum herum tummelten und die sich von den Wanderern nicht stören ließen.

Es gibt wenige Hotels und zwei Zeltplätze im Tal. Wenn man mehr Zeit hat und hier nächtigt, kann man gut ein paar Gipfel besteigen oder sogar zu mehrtätigen Hüttenwanderungen in die Berge starten - wenn man die Bären nicht fürchtet...

Das Tal ist auf jeden Fall ein Traum und ich kann gut verstehen, warum es so viele Japaner hierher zieht. Soll im Herbst übrigens noch schöner sein. ;-)

Damit endete mein Ausflug ins bergige Landesinnere und ich zog weiter Richtung Süden - jedoch mit gemischten Gefühlen, denn als nächstes wollte ich auf dem Pilgerpfad Kumano Kodo wandern, wo ich die Unterkünfte bereits vor einigen Wochen gebucht hatte. Von diesem Abenteuer berichte ich euch aber im nächsten Blogbeitrag. :-)

Liebe Grüße, eure Jana

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