Von Vulkanen, bunten Dörfern und Babyschildkröten...

Veröffentlicht am 9. August 2023 um 14:09

Ich kam ohne große Vorbereitung nach Java, hatte 1x einen Vlog über den Osten geschaut und erinnerte mich vage, dass es nach einem echt schönen Ort ausgesehen hat. Manchmal ist es das Beste einfach unvorbereitet in die Reise zu starten, denn dann ist die Überraschung gleich doppelt so groß. :-) Und ich sage euch, diese Insel hält ein paar atemberaubende und surreale Landschaften bereit - siehe oben - Spoiler. :-P Aber wir beginnen wie immer am Anfang, schnappt euch eine Tasse Tee oder Kaffee, dieser Blogbeitrag ist lang! :-)

Nach meiner Pause in Yogya machte ich mich also per Nachtzug auf den Weg nach Malang, einer Stadt im Inland von Ost-Java nahe des Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark, meinem ersten Ziel des Trips. In Malang angekommen quartierte ich mich in einem süßen kleinen Hostel in der Innenstadt ein, an welches ein eigenes Reisebüro angegliedert war. In der Hoffnung von hier aus eine Mehrtagestour durch Ost-Java buchen zu können - inkl. zwei Vulkanen und einem Wasserfall - ging ich sofort dort vorbei. Aber niemand hatte aktuell Interesse an dem 3-Tages-Trip, außerdem war in den nächsten Tagen ein Jazz-Festival in der besagten Region, dann kam das Wochenende noch dazu und alle Hotels waren ausgebucht. Ihr seht... mal wieder kein Glück für mich. Also entschied ich nach 2 Tagen Wartezeit einfach einen Tages-Trip nach Mt. Bromo zu buchen, die gehen nämlich jeden Tag und auch immer als Gruppe zum Teilen. 

Bis dahin erkundete ich das Einzige, dafür aber echt beeindruckende Highlight der Stadt Malang: "Jodipan" oder auch "Kampung Warna Warni", das bunte Regenbogen-Dorf sowie das blaue Dorf "Kampung Biru Arema". Beide "Dörfer" sind eigentlich Stadtteile mitten in Malang, fußläufig von meinem Hostel erreichbar... wenn man erstmal die vielen stark befahrenen Straßen heil überquert hat. :-P Dafür gab es endlich mal teilweise Fußwege (das ist nicht die Regel), auch wenn diese nicht immer ohne Stolperfallen waren. Laufen in indonesischen Städten ist eine wahre Herausforderung! Hab ich schon mal erwähnt, dass es in der Regel auch keine Fußgängerampeln gibt?!

Wenn man den 15-minütigen Fußmarsch also heil überstanden hat, kann man erstmal aufatmen, denn in den Dörfern gibt es nur kleine Gassen, wo maximal gelegentlich ein Motorrad sich durchzwängt.

Ursprünglich waren die beiden "Kampung" (= Dorf) Teil eines der größten Slums von Indonesien. Die Menschen lebten unter extrem schlechten hygienischen Bedingungen und der Müll landete direkt im Fluss, der durch den Stadtteil fließt. Die Regierung wollte daher die Menschen umquartieren und den Slum dem Erdboden gleich machen. Studenten der Universität in Malang schlugen jedoch einen Plan zur Rettung des Stadtteils vor: die Verwandlung in ein kunterbuntes Dorf voller farbenfroher Häuser und Wandmalereien, welches Touristen anlocken würde. Die Regierung willigte ein und die Studenten fanden eine lokale Farbherstellerfirma, welche mit Ihnen zusammenarbeitete und das Projekt unterstütze. Somit wurde der Slum 2016 von 30 Malern und zahlreichen lokalen Künstlern in ein Regenbogen-Dorf verwandelt. Die Bewohner selbst profitieren neben der Erhaltung ihres Stadtteils ebenfalls vom Tourismus, viele haben nun kleine Shops und verkaufen Snacks, Getränke und Souvenirs, es gibt auch einige Warung (kleine lokale Restaurants). Außerdem geht das kleine Eintrittsgeld direkt an die Community. 

Nach dem Erfolg von Jodipan wurde 2018 der daneben liegende Slum ebenfalls verwandelt, diesmal in ein blaues Dorf ganz nach dem Vorbild von Chefchaouen in Marokko. Ich kam aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus und kam auch gleich 2x hierher. :-) 

Mein "Tagestrip" zum Mt. Bromo war zur Hälfte eigentlich ein Nachttrip. Denn die Vulkane in Indonesien besucht man am Besten zum Sonnenaufgang - erstens hat man meistens klare Sicht, das schönste Licht und es ist noch kühl (oder nachts echt kalt) im Vergleich zu tagsüber, wenn die Sonne unerbittlich scheint. Das heißt aber auch: schlaflose Nächte! Naja, nix Neues für mich. :-P Von Malang aus sind es ca. 3h Anfahrt, daher starteten wir um Mitternacht vom Hostel aus mit dem Jeep, denn ohne kommt man im Nationalpark kaum aus. Neben mir waren noch 5 weitere Abenteuerlustige in meiner Gruppe: die wundervolle Jihee aus Südkorea (auch Solo unterwegs und genau auf meiner Wellenlänge), ein indisches und ein indonesisches Pärchen. Durch die rasante - Indonesier fahren wie die Bekloppten :-P - und holprige Anfahrt war an Schlafen kaum zu denken. Wir fuhren mitten durch den dunklen Dschungel und den riesigen Vulkankrater des Nationalparks. Durch den Krater???

Kurz zur Entstehung des Naturwunders hier: Mount Bromo ist nur der Bekannteste der Vulkane, die sich im Nationalpark befinden. Eigentlich besteht das sogenannte Tengger Massiv aus einem riesigen, uralten Krater auf 2100 Metern Höhe, der sich vermutlich vor 45000 Jahren durch eine massive Eruption gebildet hat. In dessen Mitte sind fünf weitere Vulkankegel über die Jahrtausende entstanden: Mount Bromo ist mit 2329 Metern zwar nicht der Höchste, aber der Aktivste von ihnen, denn hier raucht und blubbert es ohne Pause. Drei weitere Vulkankegel sind weiterhin aktiv, nur Mount Batok ist still und mittlerweile üppig grün bewachsen. Im Tengger Krater befindet sich das "Meer aus Sand", die einzige wüstenartige Landschaft Indonesiens. Der Tengger Kraterrand erhebt sich 200 - 600 Meter in die Höhe, von hier aus beobachtet man das Naturschauspiel. Hinter dem Tengger Krater befindet sich der höchste Vulkan Java's, der Mount Semeru (ebenfalls Teil des Nationalparks) mit 3676 Metern, ebenfalls aktiv, hier steigt etwa jede halbe Stunde eine Rauchwolke auf. Eigentlich wollte ich Mount Semeru gerne besteigen, aber seit 2021 ist er mehrfach ausgebrochen und für Wanderer daher aufgrund weiterhin hoher Aktivität gesperrt.

Ok, weiter geht's:

Ich wusste bereits vorher, dass Hunderte Touristen jeden Morgen zum Sonnenaufgang hierherkommen... aber die endlosen Lichter der Jeeps in der Sandwüste des Kraters waren schon ein Erlebnis. Hier wollte jeder schneller als der andere sein, es war eine regelrechte Rallye im Dunkeln. ;-) Einmal die Wüste durchquert, fährt man steil den Berg hinauf zum Tengger Kraterrand und parkt auf der Straße unterhalb dreier Aussichtsberge. Es ist nun 3 Uhr. Von hier aus ist Laufen angesagt. Oder eher klettern im Stockdunkeln. Es gibt zwar Aussichtsplattformen, aber von den Gipfeln der darüberliegenden Hügel hat man natürlich die beste Aussicht! Auf allen Vieren kraxelten Jihee und ich über Stock und Stein und durchs Dickicht ohne erkennbaren Weg den Berg hinauf, Stirnlampen hatten wir natürlich dabei. Oben angekommen trafen wir auf ein Schweizer Pärchen. Die erste Stunde waren wir alleine und glaubten, niemand sonst würde den beschwerlichen Weg auf sich nehmen. Wir philosophierten über das Leben und beobachteten den Sternhimmel, es war herrlich. Aber wir hatten uns getäuscht: ab 4 Uhr fanden immer mehr Menschen den Weg auf den Hügel, zum Glück hatten wir die besten Plätze in der ersten Reihe, denn schon bald standen mindestens 100 Menschen auf engstem Raum auf dem kleinen Gipfel. :-P 4:45 Uhr erstrahlte der Horizont langsam in traumhaften Rottönen. Als es nun stetig heller wurde, konnten wir kaum unseren Augen glauben. Dieser Blick war wahrhaftig einer der Atemberaubendsten meines Lebens! Die Vulkanlandschaft, die sich langsam aus dem Dunkeln auftut, erscheint surreal! Es ist einfach unglaublich, dass so ein Naturwunder auf unserer Erde existiert. Aber es ist echt!!! Das Wetter war perfekt, keine Wolke am Himmel, im Krater Morgennebel, am Horizont Wolken im Tal. Kurz vor 6 Uhr kam die Sonne dann über den Berg und die Gipfel wurden in rotes Licht getaucht. Der Wechsel der Farben mit fortschreitender Zeit ist traumhaft... Dieser Sonnenaufgang war mit Abstand der Schönste meines Lebens! :-) Nun genießt erstmal die traumhaften Bilder!

Doch das war noch nicht alles! Als nächstes sollte es noch durch die Sandwüste hinüber zum Mt. Bromo gehen, denn man kann tatsächlich zum Kraterrand hochsteigen. Also machten wir uns auf den Weg zurück zum Jeep... leichter gesagt als getan, die Straße war das blanke Chaos. Hunderte bunte Jeeps und ein paar Motorräder versuchten hier vom Fleck zu kommen, jetzt wird einem erst richtig bewusst, wie viele Menschen (bestimmt an die Tausend) sich hier befinden. Zum Glück hatten wir uns das Kennzeichen unseres Jeeps notiert, sonst wäre die Suche wahrscheinlich aussichtslos. :-P Nach dem Stau bis ins Tal brausten wir nun also im Hellen durch die Sandwüste. Nahe des Vulkans trafen sich alle wieder.

Leider kommen wir hier mal wieder zu einem unerfreulichen und erschreckenden Thema am Massentourismus: Reiten am Mt. Bromo! Kaum ausgestiegen, wird man von mehreren Seiten sofort angesprochen, ob man nicht mit dem Pferd reiten möchte. Der Pferdetourismus ist hier sehr populär, vor allem bei Einheimischen (das bestätigte mir später mein Guide am Mt. Ijen), aber auch einige ausländische Touristen ließen sich von den armen Tieren durch die Wüste tragen. Denn das Wohl der Tiere steht hier definitiv nicht im Mittelpunkt. Viele der Pferde sind unterernährt - man sieht deutlich deren Rippen - scharen mit den Hufen und sind eindeutig gestresst. Ich habe ehrlich gesagt nirgends Wasser oder Futter gesehen. Die Pferde werden ohne Pause den Weg zum Fuße des Berges hoch- und wenn möglich mit dem nächsten Tourist gleich wieder hinunter getrieben. Und der Weg ist nun wirklich nicht weit, vielleicht 15 Minuten Fußmarsch, nur teils den Berg hinauf. Die meiste Höhe muss man eh zu Fuß die Stufen hinauf selbst machen. Ich erinnerte mich schmerzhaft an das ähnliche Erlebnis in Petra in Jordanien. Jihee und ich machten uns also zu Fuß auf den Weg. Aber ich war wirklich erschrocken, wie viele Menschen von dem Reitangebot Gebrauch machen... und entweder die Augen vor dem Leid der Tiere verschließen oder sich nicht um das Wohl der Pferde scheren... :-( Also ich kann nur nochmals betonen: Reitet nicht auf den Pferden!!!

Mt. Bromo selbst ist natürlich beeindruckend. Wenn man erstmal die Wüste durchquert und die steilen Stufen hinaufgestiegen ist, blickt man hinab in den laut blubbernden, zischenden und dampfenden Krater. Ein richtiger Feuerkessel! Am Liebsten wäre ich um den ganzen Krater gelaufen und hätte noch mehr vom Nationalpark erkundet, aber damit war der morgendliche Ausflug vorbei und wir fuhren zurück nach Malang. Naja, ich war nun auch hundemüde, hatte ja nur knapp 2h geschlafen. ;-)

Mein nächstes Ziel war ein weiterer bekannter Vulkan auf Java - Mount Ijen im äußersten Osten der Insel. Zunächst ging es mit dem Bus 8h bis an die Ostküste nach Banyuwangi, von hier aus wurde ich nächste Nacht - wie sollte es auch anders sein :-P - zur nächsten Sonnenaufgangstour abgeholt. Zu mir gesellten sich noch ein niederländisches Pärchen sowie eine Französin, die in Bali lebt und ihr Vater, der gerade zu Besuch ist. Start war diesmal erst 2 Uhr. ;-) Nach ca. 1h Anfahrt gab es am Fuße des Berges Kaffee und wir wurden mit Kopflampen und einer Gasmaske ausgestattet. Ja, ihr habt richtig gehört - einer Gasmaske! :-P Denn der Ijen Krater beherbergt einen spektakulären türkisfarbenen See, der auch als das "größte Säurefass der Erde" bezeichnet wird und eine heftig dampfende große Solfatare im Krater. Bekannt ist die Tour vor allem für ihr "Blaues Feuer", ein Naturphänomen, welches im Krater nur bei Nacht beobachtet werden kann. Dabei entzündet sich das bis zu 600 Grad heiße austretende Gas bei Kontakt mit der sauerstoffreichen Luft und leuchtet blau. Jedoch ist seit Anfang 2023 die Aktivität im Krater auf Level 2 angehoben wurden und das Hinabsteigen bei Nacht für Touristen aktuell verboten. Aber der Besuch des Kraters bei Sonnenaufgang ist auch ohne das blaue Feuer definitiv den Besuch wert! Der See selbst hat einen pH von nur 0,3, die Temperatur ist aber nur ca. 35 Grad. Er ist 200 Meter tief und die türkise Farbe rührt von den hohem Anteil an Schwefel, Alaun und Gips her. 

Die Solfatare am Ufer des Sees gilt als eine der Aktivsten der Erde. Hier wird seit den 60ern Schwefel abgebaut. Die Arbeit ist leider schlecht bezahlt und ohne ausreichenden Schutz für die Arbeiter. Sie tragen bis zu 90 kg in Körben auf ihren Schultern die 200 Höhenmeter bis zum Kraterrand hinauf, bevor dieses mit Handwagen den Berg hinunter transportiert wird. Mittlerweile versuchen Arbeiter mit umgebauten Wagen zum "Taxi" extra Geld zu machen, indem sie Touristen den Berg hinauf und hinunter fahren. Eine ebenfalls schweißtreibende und schwere Arbeit, jedoch nicht so gesundheitsschädigend wie die Arbeit in den giftigen Dämpfen im Krater. Man ist daher etwas hin- und hergerissen, ob dies nun eine gute Sache ist oder nicht...

Zurück zum Ausflug: der Weg ist überraschend steil, aber nicht schwer. Man wandert in 1,5 - 2h etwa 700 Höhenmeter den Berg hinauf bis auf ca. 2700m. Natürlich wieder mit Hunderten weiterer Abenteuerlustiger. Jedoch verteilen sich die Massen am Kraterrand recht gut und ich fand es keinesfalls so überlaufen wie Mt. Bromo. Der Blick zum Kratersee hinunter ist atemberaubend! In der Dämmerung kamen wir an, man kann dem Kraterrand bis auf die andere Seite folgen. Wenn der Wind stark ist und ungünstig steht, braucht man tatsächlich die Gasmasken. Wir hatten Glück, das Wetter war traumhaft, relativ windstill und neben dem üblichen Schwefelgeruch waren die Dämpfe nicht gefährlich an diesem Tag. Ein Selfie mit Gasmaske hab ich aber vor Start der Wanderung gemacht. ;-) Der Ijen Krater ist Teil eines weiteren riesigen Vulkankomplexes, man hat einen spektakulären Blick auf die anderen Vulkankegel der Region, darunter der 3332m hohe Mount Raung. Definitiv ein weiteres absolutes Highlight meiner Reise!

Na, habt ihr noch Bock? Kaffee/Tee schon alle? Dann schnell Nachschub besorgen, denn Java hat noch ein weiteres Highlight zu bieten. :-P

Seit ich in Yogyakarta davon gelesen hatte, wollte ich unbedingt in den Meru Betiri Nationalpark mit seinem Sukamade Beach im Südosten von Java. Dort kann man nämlich Meeresschildkröten beim Eierlegen beobachten und im Schutzreservat Babyschildkröten ins Meer entlassen. Davon habe ich schon lange geträumt! :-) Doch die Region ist recht abgelegen und die Touren für Einzelpersonen sehr teuer - oder sie werden wie immer solo gar nicht erst organisiert. Ich verwarf mehrfach den Gedanken der Reise dorthin, konnte mich aber nicht so ganz von meinem Wunsch verabschieden. Daher recherchierte ich weiter und fand am Ende ein super bewertetes Homestay in einem Dorf kurz vor dem Nationalpark, die selbst mit dem Jeep Tagestouren in den Nationalpark vor Ort organisieren. Ich schrieb der Gastgebrin Sri eine What's App Nachricht (auf booking.com war das Homestay an meinen Wunschtagen ausgebucht) und siehe da, ein Bungalow auf ihrem Grundstück war frei für mich. Nun musste ich nur noch in die Pampa gelangen. Sri organisierte ein Auto mit Fahrer für mich, der die 2h Weg bis in den Süden auf sich nahm und mich in ihrem wunderschönen Heim absetzte. Das Grundstück ist wirklich hübsch mit nur zwei Bungalows und einem Zimmer im Haus zur Vermietung (wobei zwei neue Bungalows gerade gebaut werden) und einer wunderschönen überdachten Veranda umgeben von einer grünen Oase. Dahinter erstrecken sich die Reisfelder und Obstplantagen - vor allem viele Drachenfruchtbäume (hatte ich vorher noch nie gesehen) und das Dorf ist von bewaldeten Bergen umgeben. Ich habe abgesehen von den Gästen in der Unterkunft hier keinen einzigen anderen Tourist im Dorf gesehen! Genau das, was ich liebe. Sri hatte mich mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass die Bungalows einfache Unterkünfte sind und nicht luxuriös, aber mehr als ein sauberes Zimmer und eine Dusche (selbst kaltes Wasser reicht mir) brauche ich doch nicht. ;-) 

Sri ist eine wunderbare Gastgeberin. Sie führte mich nachmittags nach Ankunft in ihrem Dorf herum, wir liefen durch die Reisfelder und machten bei einem Nachbarn Stopp, der uns zwei Kokosnüsse von Baum pflückte und aufbrach - frischer geht es nicht!

mein kleiner Bungalow

Drachenfrucht-Bäume und Kokosblütenzucker

Die geplante Jeeptour sollte am folgenden Nachmittag starten mit Übernachtung im Nationalpark, denn die Meeresschildkröten kommen meistens nur nachts ans Ufer zum Eierlegen und der Sukamade Strand ist 2-3h holprige Jeepfahrt durch den Dschungel entfernt. Zu mir stieß zum Glück ein weiteres Soloreisender, der die gleiche verrückte Idee wie ich hatte: Yvan aus Frankreich. Wir konnten uns also die Tour teilen. Da das Ganze ein kleines Familienunternehmen ist, war unser Tourguide ihr 18-jährige Neffe Thio, der gerade sein Englisch verbessert und seinen Job wirklich toll macht. :-) Zusammen mit unserem Fahrer Izza brachen wir also zu viert 16 Uhr nachmittags auf. Wir  erreichten nach 15 Minuten den ersten Strand und kurz dahinter den Eingang des Nationalparks, ab hier ging es off-road im Schneckentempo durch den Dschungel weiter. Wir sahen keine 5 Minuten später schon die ersten Affen. Im Nationalpark befinden sich weitere kleine Dörfer und Gummi-, Kakao- sowie Kaffeeplantagen. Wir machten gelegentlich zur Affenbeobachtung Halt - es gibt braune und schwarze Affen hier - und sahen sogar einen Tukan. Einige glauben, dass der Meru Betiri Nationalpark auch der letzte Ort ist, an dem der Java Tiger überlebt hab - dieser gilt seit 2003 offiziell als ausgestorben, jedoch sollen zuletzt Tatzenabdrücke und Kratzspuren auf ein eventuelles Überleben der Art gegeben haben. ;-) 

Nach Durchquerung von 3 Flüssen kamen wir im letzten Dorf vor dem Sukamade Strand zur Dämmerung an und kehrten bei einer Familie ein, die uns mit einem leckeren Abendessen versorgte. Restaurants gibt's hier keine mehr. :-P 

Danach fuhren wir die letzte halbe Stunde im Dunkeln zur Ranger Station des Sukamade Strandes. Hier bezogen wir eines von 4 einfachen Zimmern für die Nacht. Um 20 Uhr ging es direkt die 700m zum Strand hinunter, wir waren etwa 15 neugierige Touristen. Sukamade Strand ist nur einer von vielen endlos langen Sandstränden an der Südküste, aber nur hier kommen die Meeresschildkröten jede Nacht an Land. Sie schwimmen bis nach Australien und finden dennoch jedes Mal den Weg zurück zu ihrem eigenen Geburtsort, um hier ihre Eier zu legen - wirklich faszinierend! Das Turtle Conservation Center besteht seit 1972, seitdem arbeiten die Ranger 365 Tage im Jahr. Jede Nacht patrouillieren sie am Strand, beobachten die Schildkröten und sammeln die Eier ein, um sie geschützt in der Brutstation der Ranger Station auszubrüten. Meeresschildkröten sind eine gefährdete Art! Der Mensch sowie der Klimawandel stellen die größte Gefahr für die Tiere dar, darunter der kommerzielle Fischfang, die Verschmutzung der Meere sowie der Verlust von Lebensräumen. Für natürliche Feinde wie Vögel, Krabben und Raubtiere sind die Babyschildkröten leckere Häppchen. Es wird geschätzt, dass nur etwa 1 von 1000 Babyschildkröten das Erwachsenalter erreicht! Daher ist die Arbeit der Ranger von von unschätzbaren Wert!

Die Wahrscheinlichkeit ist zwar hoch eine Schildkröte bei der Tour zu sehen, aber nicht 100%. Schließlich bleibt man nicht die gesamte Nacht wach. Am Strand durften wir es uns im Sand gemütlich machen, die Sterne beobachten und den Meeresrauschen lauschen, während 5 Ranger den Strand absuchten. Lichter sind nicht erlaubt, diese wirken abschreckend und die Schildkröten könnten sofort wieder im Meer verschwinden, also Handys aus! :P Wir hatten Glück! Nach etwa einer Stunde bekamen wir ein Zeichen vom anderen Ende des Strandes, dass eine Schildkröte an Land gekommen ist. Wir machten uns aufgeregt auf den Weg. In etwa 200 Meter Abstand warteten wir erneut eine Stunde, denn in erster Linie dürfen die Schildkröten in ihrer Arbeit nicht gestört werden. Das Buddeln des Lochs, Legen der Eier sowie erneutes Verscharren und Abdecken des Nests dauert bis zu 3 - 4 Stunden. Erst am Ende des Prozesses darf man sich den Schildkröten nähern. Wir wurden dazu gerufen, als die Schildkröte sich gerade auf den Weg zurück ins Meer machte. Was für tolle Tiere! Leider hatte sie aus irgendeinem Grund keine Eier gelegt, vielleicht wegen des hellen Mondlichts, vielleicht weil das Nest zu nah am Wasser gebuddelt wurde. Sie wird zurückkommen und es erneut versuchen. Für uns hieß es nun erstmal schlafen, während die Ranger die gesamte Nacht weiter arbeiten. Um 6 Uhr in der Früh klingelte der Wecker, nun durften wir die Babyschildkröten ins Meer entlassen. Jede Gruppe bekam einen ganzen Eimer voller super süßer  Babies! :-) Es waren zwei Arten - grüne Meeresschildkröten sowie echte Karettschildkröten. Innerhalb 7 Tage nach dem Schlüpfen müssen die Babies das Meer erreichen. Wichtig ist, dass die Babies den Weg entlang des Sandes bis ins Meer selbstständig zurücklegen. Währenddessen halten sie mehrmals inne und verinnerlichen ihren Geburtsort, um selbst in Zukunft hierher zur Brut zurückzukehren. Was für ein einmaliges Erlebnis!!! ;-) 

Während wir aufgeregt die Babyschildkröten ins Meer entließen, arbeiteten die Ranger ein paar hundert Meter entfernt von uns und wir wussten, eine weitere Meeresschildkröte muss noch am Strand nach der Nacht sein - was für ein unglaubliches Glück! Wir durften uns dazugesellen, als die in den letzten Zügen des Verscharren vom Nest war und dann ihren Weg zurück ins Meer antrat. :-) Diesmal hatte sie Eier gelegt, insgesamt 114! Diese wurden eingesammelt und zur Brutstation gebracht. Hier wurden sie erneut im Sand verbuddelt, nach 40 - 60 Tagen werden sie schlüpfen. In der Bruststation warteten noch Hunderte frisch geschlüpfte Babies darauf, in den nächsten Tagen ihre große Reise ins Meer antreten zu dürfen. Nun genießt erstmal die tollen Fotos und Videos! :-)

Überglücklich machten wir uns nach diesem einmaligen Erlebnis auf den Rückweg durch den Dschungel. Einen Abstecher machten wir zur Green Bay, einem einsamen Strand mit blaugrünen Wasser umgeben vom Dschungel, den man in einem 20 minütigen Fußmarsch oder per Boot erreicht. Nur eine Handvoll Menschen verweilte hier. Neben einem Sprung ins kühle Nass - aber Achtung, die Wellen waren extrem hoch! - konnten wir auch noch die Affen in den Bäumen beobachten, bevor es zurück ins Homestay ging.

Frühstück bei einer lokalen Familie

Gummibäume, Gewinnung von flüssigem Latex

Ich bin überglücklich, dass ich die Mühe auf mich genommen habe hierher zu kommen - es war definitiv eines meiner absoluten Highlights der gesamten Reise!

Nun verabschiede ich mich aber nach 3 Wochen (länger als geplant... :-P) von Java und reise per Fähre weiter, ich kehre nun schon zum dritten Mal nach Bali zurück. Mal schauen, wie lange ich bleibe, denn Indonesien hat noch so viel mehr zu bieten. 

Liebste Grüße und bis ganz bald, eure Jana

PS: Ein großes Lob an alle, die meinen Roman bis zum Schluss gelesen haben! :-P

PSS: Sorry, dass die Videos fehlen... das Internet ist zu langsam auf meiner Insel aktuell zum Videos uploaden. Ich versuche es ein anderes Mal, schaut also gerne in ein paar Tagen mal wieder rein. ;-)

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