Die Insel der schwarzen Magie

Veröffentlicht am 16. September 2023 um 22:57

Nusa Penida ist eine von drei Insel im Süden von Bali, welche aufgrund ihrer spektakulären Steilküste und Traumstrände in den letzten Jahren immer beliebter bei Reisenden geworden ist. Einheimische haben die Insel jedoch Jahrzehnte lang gemieden... denn sie gilt als verflucht. Legenden erzählen vom Dämonenkönig Mecaling und seiner Armee von bösen Geistern, welche einst schwarze Magie praktizierten sowie Unglück und Krankheiten verbreiteten. Sie wurden im Kampf besiegt und auf die Insel verbannt. Priester haben auf der Insel seither versucht den gefallenen Dämon zu besänftigen. Daher kommt auch ihr Name "Insel der Priester". Nicht nur Balinesen haben sich lange von Nusa Penida ferngehalten, auch auf Seekarten war die Insel mit einem Totenkopf gekennzeichnet und wurde wenn möglich weiträumig umfahren. 

Seit 2012 hat sich das Image der Insel nach einem Artikel im National Geographic Magazin vollständig gewandelt, welcher von der kulturellen und landschaftlichen Schönheit schwärmte. Durch Instagram ist die Insel dann zum Hotspot für Reisende geworden und zieht nun Tausende von Besucher täglich an. Doch die ungewöhnlich hohe Zahl an Unglücks- und sogar Todesfällen auf der Insel lässt Manche weiterhin glauben, dass der Fluch der Insel nie gebannt wurde und Mecaling und seine Geister weiterhin ihr Unwesen treiben. Dazu erzähle ich euch später noch ein paar Geschichten... aber beginnen wir am Anfang meines Ausflugs:

Ich selbst könnte nämlich ebenfalls behaupten, dass die Insel verflucht ist. Denn bereits die Anreise stellte sich als die schlimmste Schiffsfahrt meines Lebens heraus! Die Überfahrt mit einem Speed Boat von Lombok nach Nusa Penida dauert ca. 2 Stunden. Die Schnellboote sind das Hauptverkehrsmittel zwischen vielen Inseln in Indonesien. Zu den Gili Islands bin ich 2 Wochen zuvor ja ebenfalls schon mit einem Schnellboot gefahren. Schon damals sagte man mir bei der Buchung, dass es große Unterschiede zwischen den vielen Anbietern gibt - bezogen auf Alter und Wartung der Boote und somit Sicherheit. Ich hatte mich damals nicht weiter damit beschäftigt, bin heil auf Gili Air angekommen und hatte diesmal einfach das Boot genommen, welches mir mein Hotel gebucht hatte. Schon beim Besteigen des kleinen Flitzers empfand ich die Kabine im Bug als sehr eng, man saß Schulter an Schulter gedrängt auf den Bänken, die Knie stießen an den Sitz des Vordermanns. Ich würde behaupten, wir waren vollkommen überladen, bedenke man auch das ganze Gepäck der Touristen. Die erste halbe Stunde war die Fahrt noch wie jede andere, doch dann wurden die Wellen höher und die Fahrt holpriger. An sich kein Problem, aber als die erste Welle die Vordertür mit voller Wucht aufstieß und das ganze Wasser sich im Bug verteile, wurde uns doch schon etwas mulmig. Von da an entpuppte sich die Fahrt als der reinste Alptraum. Das Boot schwankte ungemein, die riesigen Wellen schwappten über das Boot und knallten an den Bug mit einer unglaublichen Wucht und Lautstärke, so dass man dachte, die nächste Welle reißt ein Loch ins Boot. Die Hälfte der Reisenden übergab sich, nicht Wenige brachen vor Angst in Tränen aus, alle hielten sich verkrampft am Vordersitz fest, ich zitterte die ganze Zeit, ab und zu stießen Leute Schreie aus. Vor allem, als wir kurzzeitig anhielten, um uns gegenüber den Wellen besser auszurichten, brach beinahe eine Panik aus, denn es fehlte nicht viel und die nächste Welle hätte das ganze Boot umgekippt. Und ich übertreibe wirklich nicht! Wie durch ein Wunder gelangten wir nach einer Stunde Horrorfahrt jedoch sicher zum Hafen von Nusa Penida und stiegen mit schlotternden Knien vom Boot. Schon dort wusste ich, mich bringen keine 10 Pferde nochmal auf ein indonesisches Speed Boat!

Nach Internet-Recherchen im Nachhinein stellte ich mit Schrecken fest, dass unsere Befürchtungen nicht weit hergeholt waren. Denn die Schnellboote sinken tatsächlich regelmäßig, zuletzt im Januar dieses Jahr zwischen dem Festland von Bali und Nusa Penida. Zum Glück fahren auf der Insel auch Autos... also muss es ja auch eine Autofähre geben. Und diese buchte ich für die Rückfahrt nach Bali. :-)

Nusa Penida ist eine große Insel und ohne Auto mit Fahrer oder Roller kommt man hier nicht weit. Ich habe mich deshalb in Laufnähe zu zwei der schönsten Strände der Insel einquartiert in einem kleinen Hotel mit nur 4 Bungalows, von einem Pärchen mit Sohn betrieben, eher einem Homestay gleichend. Der Ort war traumhaft, so wie ich es liebe: am Rand vom Dorf fernab von anderen Touristen, ruhig gelegen mitten im Grünen. Ich bezog meinen privaten Bungalow unter Palmen und wurde sogleich mit einer Kokosnuss begrüßt, die mein Gastgeber jeden Tag selbst von seinen Palmen pflückt. :-) Hier konnte ich mich erstmal von meiner nervenaufreibenden Anreise erholen. Früh und abends war meine Terrasse auch der perfekte Ort für eine Runde Yoga.

Ich habe zwei volle Tage auf Nusa Penida, die ich auch voll auskosten werde. Am ersten Tag zeigte mir meine Gastgeberin eine Abkürzung, durch welche ich nach einem 30 minütigen Spaziergang (laufen tun tatsächlich nur die Deutschen hier :-P) zur Küste gelangte. Eine der schönsten Strände der Insel - der Diamond Beach - liegt dort. Die Steilküste ragt hier bis zu ca. 200 Meter in die Höhe. Man hat mehrere traumhafte Aussichtspunkte, zu meinem Leidwesen aber auch haufenweise Instagram Hotspots... witzig ist jedoch, sich einfach mal daneben zu setzen und das Treiben zu beobachten. Die Indonesier sind ja clever und lassen sich jeden Fotospot bezahlen. Da gibt es zum Beispiel eine Holzterrasse, lebensgroße Herzen aus Holz, Schaukeln oder Bambus-Baumhäuser, deren einziger Sinn es ist, auf der Treppe hinauf und hinab zu flanieren und das perfekte Foto und Video zu machen. Und tatsächlich stehen die Instagrammer dann bis zu einer Stunde Schlange! :-P

Ich begnügte mich mit spektakulären Naturfotos und genoss die Aussicht. Erst durch das Interesse der ausländischen Touristen haben die Einheimischen in den letzten Jahren Wege in die Felsen gehauen, um den steilen Abstieg zu den Traumstränden zu ermöglichen. Der Abstieg selbst ist schon ein Erlebnis und eröffnet einmalige Blicke. Am Strand entlang flanieren ist kein Problem, zumindest bei Ebbe hat man genug Platz.

Das Baden ist beim Diamond Beach (sowie dem Kelingking Beach) jedoch strengstens verboten. Denn die Wellen sind extrem hoch, unberechenbar und die Strömungen sehr stark. Das Verbot wurde nach mehreren - auch tödlichen - Unfällen verhängt, die mehrmals im Jahr vorkommen. Dabei werden Schwimmende durch die Strömungen raus ins Meer getragen und ertrinken. Aber auch die Wellen selbst können enormen Schaden anrichten, dabei gab es schon ausgekugelte Schultern und gebrochene Hüften. Die Einheimischen warnen jeden Touristen vor den Gefahren. Erst vor 3 Wochen ist am Diamond Beach ein indischer Tourist ertrunken - der im Bungalow von meinen Gastgebern übernachtet hatte - das hatten sie mir noch erzählt. Aber es gibt trotzdem genug Verrückte, welche die Warnungen ignorieren. Ob nun maßlose Selbstüberschätzung oder Unterschätzung der Kraft der Wellen selbst beim hüfthoch im Wasser stehen... die Unfälle passieren weiterhin. Auch stürzen gelegentlich auch Touristen von den Klippen - meist beim Selfies machen oder gefährlichen Posieren für das perfekte Foto. Unfassbar! Daher könnte man denken, der Fluch lastet weiterhin auf der Insel. Ich meine es ist einfach nur Dummheit!

Ich habe mich natürlich vom Wasser ferngehalten und den Strand dennoch genossen. :-) Am daneben gelegenen Atuh Beach kann man jedoch baden, das nutze ich natürlich aus.

Am zweiten Tag gönnte ich mir ein Auto mit Fahrer, um ein paar der anderen Highlights der Insel zu erkunden. Start war am Kelingking Beach, dem wohl bekanntesten Strand von Nusa Penida. Der Blick von oben auf die T-Rex-förmige Halbinsel ist bereits sehenswert, jedoch ist das Beste der Abstieg hinunter zum Strand. Der hat es aber richtig in sich, dagegen war der Diamond Beach nichts. Extrem steil, staubig, mit hohen Stufen und teils Leitern... ein wahrer Kraftakt. Eine halbe Stunde dauert es mindestens, durchaus auch länger, denn der Weg ist extrem eng und man muss häufig lange warten, besonders bei Gegenverkehr. Wie manche Mädels in Röcken, Kleidchen und Flipflops den Weg hinunter wagten, ließ mich nur den Kopf schütteln. Der Blick auf den Strand ist atemberaubend! Ich habe wirklich noch nie so türkisfarbenes Wasser gesehen. Die Wellen sehen bereits von oben enorm aus. Am Strand selbst sah ich sofort, warum denn so viele Unfälle hier passieren. Die Wellen brechen erst direkt am Strand und sind teils doppelt so hoch wie man selbst. So schnell kann man gar nicht gucken, wie die Wellen über den verrückten Badenden hier brechen. Natürlich ist das Wasser in der Mittagshitze sehr verlockend, ich begnügte mich allerdings wieder mit meinem Strandspaziergang. 

Den nächsten Stopp legten wir am Broken Beach sowie Angel's Billabong ein. Vor allem Letzteres faszinierte mich: das Wasserloch wird vom Meer gespeist und hat eine tiefgrüne Farbe durch die darin wachsenden Algen. Ab und zu schwappt eine Welle über und ergießt sich im Pool. Das Baden wurde hier ebenfalls verboten wegen zahlreichen Unfällen, das wurde sogar mal beherzigt. Am begeistertsten war ich jedoch von den Wellen vor dem Pool - ich liebe einfach hohe Wellen, da könnte ich stundenlang zuschauen, wie sie am Felsen brechen und das Wasser in die Höhe spritzt. :-)

Zum Abschluss fuhr mich mein Fahrer noch zur Crystal Bay, welche besonders schön zum Baden sein soll. Also ehrlich gesagt fand ich den Strand überhaupt nicht schön... Teils verbaut, vollkommen überlaufen, Massen an Müll hinter der Mauer liegend... ich nahm ganz schnell Reißaus und fand einen kleinen Wanderweg zum nächstgelegenen Strand, dem Pandan Beach. Nach einem 15 minütigen Spaziergang gelangte ich zu einem Traum-Badestrand, der auch seinen Namen verdient. Abgelegen, wenige Menschen, von Grün umgeben, türkisfarbenes Wasser und nur ein einziger kleiner Stand, an dem man frische Kokosnüsse kaufen konnte. Und auf dem Rückweg sah ich sogar Delfine aus der Ferne. ;-)

Es gibt noch zahlreiche unberührte Buchten und versteckte Strände auf Nusa Penida, die jedoch ein anderes Mal erkundet werden müssen, denn nun ging es am nächsten Tag mit meiner Autofähre zurück zum Festland von Bali. 

Meine letzten 3 Tage verbachte ich nochmal in Ubud, besuchte täglich mein Lieblings-Yogastudio, spazierte durch die Reisfelder, aß in meinem Lieblingscafé und ließ mich mit Massagen verwöhnen. 

Nach 7 Wochen verlasse ich nun Indonesien und breche zu meinem letzten Abenteuer auf. Es geht mit dem Flieger in die Mongolei - zu einer zweiwöchigen Gruppenreise durch's Land. Freut euch auf unendliche Weiten, Wildnis und einen Einblick ins Leben der Nomaden.

Bis ganz bald, eure Jana

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