

Bereits nach Japan sehnte ich mich innerlich nach einem Land voller Wildnis und purer Natur, endloser Weite und Menschenleere. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Japan, Nepal war ein Traum, Singapur hat mich total überrascht und fasziniert... aber ich war damals an einem Punkt, an dem ich asiatische Städte gerne meiden wollte... Aufregend, bunt und voller Leben... aber auch oft dreckig, laut und chaotisch. Ich brauchte eine Pause. Jedoch hatte ich meinen Flug nach Indonesien schon gebucht, hatte ich doch immer Südostasien als Ziel meiner Reise vor Augen. Und ich bereue meine Zeit in Indonesien keinesfalls, sonst hätte ich nicht 7 Wochen dort verweilt. ;-) Aber als Abschluss meiner Auszeit wollte ich nochmal etwas vollkommen anderes erleben. Kambodscha und Laos verschwanden von meinem Plan und ich stöberte bei G Adventures, welche Touren denn im September so angeboten werden. Und da fiel mir die "Nomadic Mongolia" Tour auf - auf den Spuren der Nomaden zwei Wochen lang durch die Mongolei.
Das klang nach etwas, das mir gefallen würde! Und so ein bisschen liegt die Mongolei ja auch auf meinem Heimweg. :-P Naja, zumindest liegt sie auf Asien's Festland, wo ich ja eh einen Zwischenstopp heimwärts machen würde. Und wie es der Zufall so wollte, passten die Tourdaten perfekt in meinen Zeitplan, denn ich hatte vor, am 10.09. wieder daheim zu sein für einen geplanten Familienurlaub. Und die Tour endete am 09.09. ;-) Musste ich nur noch passende Flüge finden. Der Rückflug war schnell mit einer perfekten Verbindung von Turkish Airlines gefunden, der Hinflug war etwas schwieriger, denn wie sich herausstellte fliegt nicht viel in die Mongolei. Aber über Südkorea wurde ich dann fündig. Und schon buchte ich nur knapp einen Monat vor Tourbeginn mein letztes Abenteuer.
Wie schon in Jordanien war ich überhaupt nicht auf das Land vorbereitet. Ich hatte nur am Rande von der Mongolei gehört, mehr als grasbewachsene Hügel und Jurten hatte ich nicht im Sinn, hatte mich nie näher mit dem Land beschäftigt. Bei der Buchung der Fluges las ich das erste Mal von der Hauptstadt Ulaanbaatar. Im Flugzeug hörte ich Reisepodcasts, stöberte in einer Reisezeitschrift von Mongolia Airlines und verschaffte mir so einen ersten Eindruck. Das Buch "Zu Pferd durch das Land der Winde" lud ich mir noch schnell auf mein Kindle als Reiselektüre.

Der Blick aus dem Flugzeug beim Landeanflug ließ mein Herz höher schlagen - die mongolische Steppe entfachte in mir ein Gefühl von grenzenloser Freiheit und ich wusste sofort, dass meine Entscheidung die Richtige war. :-)
Am Abend traf ich auf meine kleine Reisegruppe im Hotel in der Hauptstadt - von den möglichen 12 Plätzen haben nur 4 Teilnehmer inklusive mir sich angemeldet:
Gillian/kurz Gill aus Australien (39 Jahre) und zwei Freundinnen aus den USA - Karen (65 Jahre) und unsere Älteste im Bunde, Janna (Mitte 70). Unsere kleine Frauengruppe wurde von Enji - unserer wundervollen Reiseführerin aus Ulaanbaatar ergänzt. :-) Unser Fahrer Taivan musste sich mit der weiblichen Überzahl abfinden. :-P
Den ersten Tag verbrachten wir in Ulaanbaatar und erkundeten die Stadt. Hier hatten wir Zeit etwas über die Kultur, Religion und Geschichte der Mongolei zu lernen, eine gute Vorbereitung auf unsere Reise. Wir besuchten die Gandan Monastry, das größte und bedeutendste buddhistische Kloster in Ulaanbaatar. Der Buddhismus in der Mongolei ist ein tibetisch geprägter Buddhismus mit Einflüssen des einheimischen schamanischen Glaubenssystems. Der Buddhismus gelangte im 16. Jahrhundert in die Mongolei, wurde Staatsreligion und hatte etwa 200 Jahre lang seine größte Blütezeit mit großen Klöstern und Tempelkomplexen sowie buddhistischen Schulen im gesamten Land. In den größten Tempelkomplexen lebten bis zu 13000 Mönche gleichzeitig. In den 1920er Jahren gab es ca. 110000 Mönche inklusive Kinder im Land. Doch nach der mongolischen Revolution in den 20ern, Erklärung der Unabhängigkeit von China mit Hilfe von russischen Truppen und Übernahme des Landes durch eine kommunistische Partei kam es im Laufe der nächsten Jahre zur Unterdrückung des Buddhismus. Im Rahmen des sowjetischen Großen Terrors 1936-1938 unter Stalin kam es in der Mongolei zur Schließung und Zerstörung fast aller buddhistischer Klöster sowie Hinrichtung 1000er Mönche. Die Ausübung der Religion war für ein halbes Jahrhundert praktisch verboten, einzig das Gandan Kloster überlebte als lebendes Museum und Touristenattraktion. Erst seit 1991 mit Ende der kommunistischen Herrschaft und Einführung der Demokratie erblühte der mongolische Buddhismus erneut. Seitdem sind ca. 140 Klöster mit etwa 2500 Mönchen im Land wieder aufgebaut wurden, meist durch Mönche, die damals noch Kinder waren und verschont wurden, nun aber für den Wiederaufbau kämpfen. Wir werden auf unserer Reise durch's Land auf einige Klosterruinen stoßen, die das Ausmaß der Zerstörung uns vor Augen führen.
So, genug Religions-Geschichte erstmal, jetzt gibt es ein paar Fotos. :-) Es stehen noch einige alte Gebäude auf dem Klostergelände, die überlebt haben, andere sind neu erbaut wurden. Berühmt ist das Gandan-Kloster für eine 26 Meter große goldene Buddha-Statue, deren Original 1938 von sowjetischen Truppen leider demontiert und eingeschmolzen wurde. Durch Spenden konnte 1996 eine neue vergoldete Replik der ursprünglichen Statue errichtet werden. Auf dem Gelände kann man den mehrmals am Tag laufenden buddhistischen Gesängen und Mantras der Mönche lauschen, eine tolle Atmosphäre. Im Inneren der Gebetsräume ist das Fotografien und Filmen aber untersagt. Allerdings habe ich eine kleine Audioaufnahme von den Gesängen der Mönche für euch. :-)













Wir lernten noch einiges über die Geschichte der Mongolei beim Besuch des Winterpalastes des Bogd Khan, dem letzten geistlichen Oberhaupt sowie gleichzeitig Herrscher der Mongolei vor der kommunistischen Herrschaft. Und natürlich über Chinggis Khan, dem Begründer des Mongolischen Reiches, welches im 13. und 14. Jahrhundert tatsächlich das größte zusammenhängende Herrschaftsgebiet der Weltgeschichte war und sich über ganz Asien vom heutigen Korea bis nach Osteuropa erstreckte.
Ein Abstecher ins Naturhistorische Museum gefiel mir besonders, denn hier kann man außergewöhnliche Fossilien aus der Zeit der Dinosaurier bestaunen, denn in den Wüsten der Mongolei wurden unzählige Dinosaurier-Knochen - darunter ein komplettes Skelett eines Tyrannosaurus - sowie die ersten versteinerten Dinosauriereier entdeckt.





Ulaanbaatar ist ansonsten ein bunter Mix aus Tradition, Moderne und unansehnlichen Plattenbauten :-P - sowie zahlreichen Ger-Distrikten (Ger = die mongolischen Jurten) am Stadtrand, welche für die unglaubliche Luftverschmutzung in den eisigen -30 Grad-kalten Wintern verantwortlich sind, wenn die Öfen in den Gers mit Kohle beheizt werden und sich der Rauch im Tal der Hauptstadt sammelt. Auch der stauanfällige Autoverkehr sowie die mittlerweile im Inneren der Stadt liegenden Kohlekraftwerke tragen dazu bei - beides bedingt durch den seit den 90ern rasanten Bevölkerungszuwachs. Mittlerweile leben 1,5 Mio Menschen in der Hauptstadt, das ist fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung der Mongolei, denn im Land leben lediglich 3,4 Mio Menschen!






Nach einem Tag Großstadt zieht es uns nun aber endlich in die endlosen Weiten der mongolischen Steppe und Wüste, denn das ist der Grund, weshalb man die Mongolei besucht. :-) Also geht es mit dem Allrad-Jeep Richtung Süden, unser Ziel für die erste Woche - die Gobi Region, auch genannt Gobi Wüste - das 6.-größte Wüstengebiet der Welt, welches sich vom Süden der Mongolei bis in den Norden Chinas erstreckt. Wir fahren nur am ersten Tag noch auf geteerten Straßen, danach geht es immerzu off-Road durch die mongolische Landschaft. Geschlafen wird in den zwei Wochen immer in Ger-Camps mitten in der Pampa - Hotels gibt es hier nicht. Diese bestehen aus den mongolischen Gers, in welchem sich 2-4 Betten befinden, manchmal auch ein Ofen, Gemeinschaftswaschräumen sowie einem großen Gemeinschafts-Ger oder modernen Gebäude, in welchem Frühstück und Abendessen serviert werden. Auf dem Weg treffen wir nur selten auf kleine Ortschaften, in denen im Supermarkt eingekauft und in kleinen Restaurants Mittag gegessen wird. Luxus brauchen wir nicht. :-P An das Essen musste ich mich notgedrungen gewöhnen, denn Fleisch steht hier immer auf dem Speiseplan, Vegetarier haben es schwer im Land. Bei der unwirtlichen Landschaft, in welcher Obst- und Gemüseanbau kaum möglich sind und welche von Viehzucht geprägt wird, ist das auch kein Wunder.
Hier mache ich erstmal Schluss, sonst wird der Blogbeitrag mal wieder viel zu lang wie ich sehe. :-P Freut euch also ganz bald auf ein spektakuläres Wüstenabenteuer!
Liebe Grüße, eure Jana
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